Nehmen Sie wahr, wie sich Ihre Füße jetzt gerade anfühlen?
Ob Sie gehen, liegen, stehen oder sitzen, eine achtsame Wahrnehmung unseres Körpers und Geistes ist immer möglich. Mit einem absichtsvollen inneren Impuls können wir die Aufmerksamkeit auf die Füße, den ganzen Körper, den Atem oder ein anderes Objekt richten. Wir üben, uns des gegenwärtigen Moments gewahr zu sein – den Körperempfindungen, Gefühlen und Gedanken. Die Achtsamkeits-Meditation (Vipassana) ist eine Geistesschulung, die dazu führt, dass wir Einsicht gewinnen. Mit einem ruhigen und beständigen Geist schauen wir tiefer, unter die oberflächlichen Muster und Gewohnheiten und können uns so aus dem ständig laufenden „Hamsterrad“ befreien. Vipassana bedeutet klar zu sehen, durch den Schleier der Unwissenheit und Täuschung hindurch. Dieser Klarblick führt zu persönlichen und universellen Einsichten, die befreiend wirken. Wir halten das „Hamsterrad“ an und können aussteigen!
Achtsamkeit ist eine innere Haltung, die uns jeden Moment unseres Lebens begleiten möchte.
„Alles, was wir tun, können wir in Achtsamkeit tun.
In der Küche zu stehen und das Frühstück vorzubereiten kann eine Zeit der Meditation sein.“
Thich Nhat Hanh
Buddha lehrte einen Weg, das innere Leiden und Unbefriedigtsein zu überwinden, und Geist und Herz von Unwissenheit zu befreien. Schon in der ersten Lehrrede nach seiner Erleuchtung unter dem Bodhibaum hat Buddha den Weg zum Erwachen in den vier Edlen Wahrheiten dargelegt. Während seiner 45-jährigen Lehrtätigkeit in Nordindien vor ca. 2500 Jahren vermittelte er den Menschen auf äußerst praktische und pragmatische Art und Weise den Dharma - die Wahrheit, die zur Befreiung führt. Und die gesammelten, zuerst mündlich überlieferten Lehrreden sind im Pali-Kanon des Theravada-Buddhismus nun uns allen zugänglich. Ich bin zutiefst davon überzeugt: Buddha war ein großartiger Lehrer. Er ist auf die Menschen eingegangen, die vor ihm standen und hat - ihnen entsprechend - die richtigen Worte gefunden, um ihr Innerstes zu erreichen für die höchsten Einsichten. Seine Lehrreden sind eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration.
Besonders beeindruckt bin ich von der Haltung des Buddha, dass wir ihm nicht blind glauben sollten, sondern die Praxis ausprobieren möchten und dadurch selbst sehen und erkennen, wie sie wirkt. Die Einladung ist: Komm‘ und sieh selbst.
„Der Weg zur Freiheit liegt im Herzen.
Erfahre den Weg der Liebe und gib das Begehren deines Geistes auf.“
Dhammapada, Vers 254
"Nimm dich selbst in Liebe an und sei achtsam."
Dhammapada, aus Vers 157
Metta-Meditation ist ohne Achtsamkeit nicht möglich. Um uns dessen bewusst zu sein, was in Geist und Körper gerade passiert, muss die Geistesqualität der Achtsamkeit präsent sein, sie ist die Bedingung für bewusstes Erleben. Die kontinuierliche Aufgabe ist: Nehmen wir bewusst wahr, ob wir mit der Aufmerksamkeit bei den Herzenswünschen verweilen oder unsere verführerischen Gedanken uns davon abgelenkt haben?
Das Liebevolle und Annehmende von Metta und die Klarheit der Achtsamkeit brauchen und ergänzen einander. Mit Metta legen wir den Schwerpunkt auf Wohlwollen, Ruhe und Sammlung und mit Vipassana auf das Erkennen und Untersuchen des aktuellen Herzens- und Geisteszustandes.
Das Versprechen des Buddha lautet sinngemäß: Wer die vier grenzenlosen Geisteszustände (Brahmavihara) zusammen mit den sieben Faktoren des Erwachens und den vier edlen Wahrheiten praktiziert, wird tiefe Erleuchtung erfahren.